Beziehung-und Erziehung beim Hund – Führungsqualitäten sind ein Muss!

Veröffentlicht in: Führung, Kommunikation | 0

Vielleicht zuerst eine kleine Exkursion in die Vergangenheit. Schon in jüngsten Jahren faszinierten mich Hunde, vor allem die Grossen und Kräftigen dieser Spezies. Ich stellte bald fest, dass ich einen speziellen Bezug zu Hunden hatte, diesen aber in den Kinderjahren nicht beschreiben konnte. Ich hatte den Eindruck, Hunde in ihrem Verhalten lesen-und verstehen zu können. Viele Jahre später und etliche Erfahrungen reicher, wurde mir meine Hochsensibilität bewusst und ich lernte langsam damit umzugehen. In der heutigen Umwelt ist die Fähigkeit alles viel sensitiver, empfindlicher, differenzierter und genauer zu erleben und zu fühlen nicht immer einfach…..Jedoch im Umgang und Training mit Hunden ein klarer Vorteil!

Nun in die Gegenwart. Wenn ich unterwegs bin, mit oder ohne Hund, stelle ich immer wieder fest, dass es viele Leute gibt, die ihren Hund entweder ständig anschreien, her-schreien oder weg-schreien. Es wird an den Leinen gezogen und gezerrt was das Zeug hält. Und zur Belohnung werden dieselben Hunde mit Unmengen an Aufmerksamkeit, Leckerlis und Goodies belohnt.

In den meisten oder praktisch allen „schwierigen“ Fällen liegt das Grundübel nicht darin, dass der Hund schlecht hört, schlecht sieht oder dass Folgen nicht seine Stärke ist, nein es liegt tiefer, in der Beziehung zwischen Hund und seinem Rudelführer. Jeder Hund, sei er noch so klein und herzig braucht aus seiner Natur eine klare und unmissverständliche Führung! Er muss genau zu verstehen bekommen wo sein Platz innerhalb der Hierarchie liegt und wer die Führung trägt.

Weit bevor die alltäglichen Kommandos „Sitz“, Platz“, „Hier“ und was so alles täglich dem Hund entgegen-geschrien wird wirklich funktionieren, braucht es eine starke und unerschütterliche Verbindung-Vertrauen zwischen dem Rudelführer und dem Hund! Die Kommandos werden automatisch nachher folgen und funktionieren mit konsequentem Training.

Da Hunde über viel sensiblere und unbestechliche Sinneskanäle verfügen, können wir ihnen in Punkto Führungsqualitäten nichts vormachen. Vielleicht haben in der Arbeitswelt in gewissen Positionen sogenannte „Blender“ oder möchtegern Führungspersönlichkeiten eine gewisse Zeit Erfolg, jedoch nicht im Umgang mit Hunden. Spürt der Hund, dass es in der Führungserfahrung-oder Fähigkeit Schwächen gibt, werden diese unmissverständlich und sofort aufgedeckt, spätestens wenn der Hund selber von dominanter Natur ist.

Unter Führungsqualitäten verstehe ich nicht, wer lauter schreien kann, besser tricksen kann, die ausgefallensten Kommandos kennt, das beste Futter füttert oder die teuersten Hundemänteli kauft, NEIN es geht hier um ganz andere Fähigkeiten:

  • Zielfokussierung
  • Klare Kommunikation
  • Direkte Kommunikation
  • Perfektes Timing
  • Respekt verschaffen und erarbeiten
  • Den Hund respektieren
  • Unmissverständliche Kommunikation
  • Klare Körpersprache
  • Klare und eindeutige Kommandos
  • Mut
  • Zuverlässigkeit
  • Beständigkeit
  • Verantwortung
  • Grenzen setzen

Wichtig ist sicherlich, zu verstehen und zu erkennen, dass die Schwierigkeiten die auf der Strasse, auf dem Hundeplatz, beim Spaziergang oder sonst wo auftreten in den meisten Fällen nur Symptome eines tieferen Konfliktes oder einer fehlenden Beziehung darstellen.

Auch hier ist den meisten HundebesitzerInnen nicht klar: Die Führungsarbeit hört nicht auf sobald ich die Wohnung wieder betrete!

In den eigenen vier Wänden werden leider viele Hunde egal welcher Grösse und Rasse in eine Rolle gezwängt, welche ihnen gar nicht liegt und sie überfordert.

  • Kinderersatz
  • Partnerersatz
  • Katzenersatz
  • Die Liste lässt sich unendlich erweitern

Wie soll der Hund diese widersprüchliche Behandlung verstehen, im Haus oder in der Wohnung darf ich alles, draussen nichts? Drinnen darf ich auf dem Sofa liegen, darf im Bett neben meinem Rudelführer schlafen, darf auf dem gleichen Tisch essen, kriege das gleiche Futter, werde gebürstet, geföhnt, geschminkt, kriege Kleider verpasst und was man sonst noch so alles mit seinem Hund anstellen kann.

Aus der Sicht des Hundes wirkt dies etwa so: Ich liege in der Wohnung an strategisch günstiger Stelle, beim Eingang oder beim Ausgang und kann alles wunderbar kontrollieren. Auch der ganze Garten gehört mir alleine und ich darf den auch alleine kontrollieren. Ich kann hier meine territorialen Verhaltensweisen voll ausleben.

Und dann draussen, ist alles anders. Ich muss Kommandos befolgen, darf dies und jenes nicht mehr, werde ständig angebrüllt und es wird an mir herumgezogen und gezerrt! Dies macht kein Spass, auf einmal sind da überall Grenzen und Einschränkungen.

Viele HundebesitzerInnen möchten bei ihrem Hund richtig beliebt sein, ihn nicht korrigieren müssen, immer nett und zuvorkommend sein, immer das Lieblingsfutter kaufen etc. – die Aufzählungen sind endlos.

IN DER HUNDEFÜHRUNG WIRD EIN SOLCHES VERHALTEN NIE ZU ERFOLG UND EINER BESTÄNDIGEN BEZIEHUNG BEITRAGEN. Hunde reagieren nicht emotional oder berechnend, sind nicht nachtragend sondern leben nach ihren Instinkten und werten uns als Rudelführer nicht nach unserer Nettigkeit, Aussehen, Status, Einkommen o.ä. Damit wir mit den Hunden harmonisch zusammen leben können, wollen sie, dass wir sowohl draussen wie auch drinnen die Hierarchie anführen.

Vermutlich wird vielen nach dem Lesen dieser Zeilen ein Licht aufgehen-oder gegangen sein? Vielleicht erkennt sich jemand wieder in seiner Beziehung zu seinem Hund?

Viel Spass in der neuen Rolle als Rudelführer und nicht vergessen, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen…….