Fachartikel: Verhaltensprobleme beim Hund – Verhaltensmedizin

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Ein Fall für den Coach oder den (Verhaltens-)Tierarzt?

Verhaltensauffälligkeiten beim Hund können sehr unterschiedlich daherkommen oder vom Hundehaltenden entsprechend komplex beschrieben werden.

Wo die Grenze zwischen schlechtem Benehmen und einem echten Verhaltensproblem liegt und wie wir dabei vorgehen, beantworten wir in unserem Fachartikel in der neuesten Ausgabe des Magazins „Tierisch Gesund“ 3/23 zum Thema Verhalten des Hundes.

 

 

 

Fachartikel: Verhaltensprobleme beim Hund – Verhaltensmedizin (PDF)

Autoren: Ana Lienert / Oliver Weber

 

 

 

 

 

 

Verhaltensprobleme beim Hund, ein Fall für den Coach oder den (Verhaltens-) Tierarzt?

Verhaltensauffälligkeiten beim Hund können sehr unterschiedlich daher kommen oder vom Hundebesitzer/In entsprechend komplex beschrieben werden.

Für uns im Fachbereich Dog Coaching stellt sich daher primär immer die Frage, wie können wir rasch, effizient, sicher und immer im Rahmen des Tierschutzgesetzes eruieren, was jetzt vom geschilderten Verhalten genau auffällig und was z.B einfach «hündisch» normal ist, aber den Menschen stört.

Da wir grundsätzlich immer ganzheitlich arbeiten, also die Ursache möglichst auf verschiedenen Ebenen suchen, ist eine gründliche und umfassende Vorarbeit massgebend für den Erfolg des Coachings.

Damit wir das in jedem Fall gewährleisten können und das Vertrauen und die Zufriedenheit der Kunden gewinnen, arbeiten wir nach dem 4-Säulen-Analyse-Prinzip:

  • Vorgespräch mit dem Kunden, meist telefonisch
  • Schriftliche Anamnese mit 120 spezifischen Fragen in allen Bereichen rund um den Hund
  • Gegenanalyse der Anamnese durch einen zweiten Coach mit langjähriger Erfahrung in Human-Psychologie
  • Persönlicher Hausbesuch beim Kunden

Wenn nötig und angebracht, werden vorher noch Abklärungen beim Züchter/In, Tierarzt, Hundetrainer/In, Hundeschule, Veterinäramt oder Behörden gemacht.

Diese wichtige Vorarbeit ist sehr aufwändig und zeitintensiv, garantiert uns jedoch, keine wichtigen Fakten zu übersehen, die uns später bei der Umsetzung des Trainingsplanes im Wege stehen könnten und damit ein professionelles, fundiertes und zielorientiertes Coaching ermöglichen.

Meist können wir aus unserer langjährigen Erfahrung und Menschenkenntnis bereits in der Vorarbeit erkennen, wo die Beziehung zwischen dem Mensch und seinem Hund Schwachstellen hat und wo das Verbesserungspotential liegt.

In der Auswertung der Anamnese, können wir uns ein Bild im Zusammenhang mit der Verhaltensauffälligkeit machen, was sich dann meist beim Hausbesuch bestätigt.

Beim persönlichen Hausbesuch arbeiten wir dann mit all unseren Sinnen und nehmen das Umfeld des Hundes und deren Besitzer wahr. Wenn man sich über die Jahre und über 1`300 Hausbesuche auf seine natürlichen Sinne, Instinkte und Emotionen konzentriert, können wir uns auch darauf verlassen, dass Ohren, Nase, Augen und Bauchgefühl uns nicht täuschen.

Nun können wir rasch feststellen, ob sich die gemachten Angaben der vorgängig ausgefüllten Anamnese mit der Realität im Wohnumfeld des Hundes decken und die Auffälligkeiten sich nun genau so zeigen.

Meist hören wir dann den Satz «Also das ist ja komisch, seit Sie hier sind, benimmt sich mein Hund ganz anders»! Für uns ein wichtiger Anhaltspunkt, dass hier etwas in der Beziehung schief laufen könnte und das Verhalten „personifiziert ist“.

Natürlich gibt es Problemstellungen im Verhalten die multiple Trigger (Auslöser) haben, welche teils sehr komplex sind und in akribischer Detailarbeit im Ausschlussverfahren entlarvt werden müssen. Auch da hilft uns die geleistete Vorarbeit enorm, wichtig ist, dass nichts vergessen geht.

Für uns ganz wichtige Punkte in der Detailanalyse, wo liegt die Ursache des Verhaltens:

  • In der Genetik?
  • In der Prägung und / oder Sozialisierung?
  • In der Erziehung?
  • In der Beziehung?
  • In der Ernährung?
  • Im nahen Umfeld?
  • An der Erfahrung des Halter/In?
  • In der physischen und psychischen Gesundheit?

Oder liegt es gleich an mehreren Faktoren, also Mischformen!

Dazu eine wichtige Erkenntnis bzw. ein Vergleich:

«Wenn jemand im Winter mit seinem Auto mit Sommerreifen unterwegs ist, muss nicht zwingen ein Unfall daraus resultieren. Aber sollte es gleichzeitig schneien, schlechte Sicht, Regen, Schnee, Nebel und abgelaufene Sommerreifen montiert sein und das Auto von einem unerfahrenen Piloten gelenkt werden, besteht ein erhöhtes Risiko für einen Unfall»

Das bedeutet, ein Problembereich alleine führt nicht zwingend zu unerwünschtem Hundeverhalten. Sollten aber viele verschiedene Faktoren auf den Fall zutreffen, steigt die Wahrscheinlichkeit für eine Verhaltensauffälligkeit des Hundes stark an.

Wenn wir an dem Punkt angelangt sind, wo sich uns ein klares Bild zeigt, dass also die Ursache für das Verhalten plausibel und nachvollziehbar oder sogar reproduzierbar ist, dann fängt die eigentliche Trainingsarbeit an. Meist nicht direkt am Hund, sondern mit dem Hundehalter/In, da es vielfach Missverständnisse in der Kommunikation, im Umgang und an den Ansprüchen an den Hund gibt.

In einigen Fällen müssen die Hundebesitzer/Innen auch einsehen, dass es sich nicht um ein «Fehlverhalten» handelt, sondern einfach um ein normales hündisches Verhalten, evtl. rassebedingt beeinflusst. Ob dies nun in das Leben der Besitzer/In passt oder nicht, sei mal dahingestellt.

Aber nicht alles was «auffällig» erscheint, muss korrigiert werden, so unsere Auffassung. Meist reicht auch eine Anpassung des Lebensstils der Besitzer/Innen oder eine räumliche Anpassung.

Wo liegen nun aber die Grenzen unserer Arbeit?

Wenn wir feststellen, dass hinter einem Verhalten u.U sich ein larviertes gesundheitliches Problem verbergen könnten oder die Psyche des Hundes fundamental und nachhaltig geschädigt ist oder massive selbstverletzendes Verhalten festgestellt wird, dann arbeiten wir natürlich mit vertrauten und langjährig bekannten Tierärzten und Verhaltenstierärzten zusammen und können die Kunden mit gutem Gewissen überweisen, da wir aus Erfahrung wissen, dass unsere Kunden in fachlich kompetenten Händen sind.

Für uns schliesst sich professionelles Coaching und Verhaltenstiermedizin nicht gegenseitig aus, sondern ergänzt sich zum Wohle des Tieres und deren Besitzer/Innen.

In unseren Augen hat jeder Hund das Recht auf physischer und psychischer Ebene gesund zu sein und in Balance zu leben.